Minderjährige Flüchtlinge

Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge (umF), die in Deutschland und somit auch in München ankommen, sinkt seit 2017 von Jahr zu Jahr. Dieser Trend ist leider nicht kohärent mit der weltweiten Entwicklung, denn jährlich sind mehr und mehr Minderjährige auf der Flucht, viele von ihnen allein.

 

In unserer Arbeit in München und der mobilen Beratung in den Ankerzentren in Oberbayern waren wir in diesem Jahr immer wieder mit Fällen konfrontiert, bei denen Betroffene angaben, minderjährig zu sein, aber durch die jeweils zuständigen Jugendämter – etwa im Young Refugee Center in München – als volljährig eingeschätzt wurden.

 

Kommt eine junge Person ohne Papiere hier an und gibt an minderjährig zu sein, durchläuft sie das vorgegebene Verfahren der Altersfeststellung. Entscheidend sind hier Auftreten, äußere Erscheinung und die Angaben der jeweiligen Person. Als Münchner Flüchtlingsrat unterstützen wir junge Geflüchtete in diesem Verfahren – allerdings werden viele der Schutzsuchenden leider erst mit einem negativen Bescheid und der folgenden Zuweisung ins Ankerzentrum auf uns aufmerksam. Auch hier unterstützen wir im Klageverfahren gegen den Altersbescheid bzw. im Verfahren der Inobhutnahme. Die Münchner Jugendhilfeeinrichtungen melden seit Monaten, dass sie Platz haben und umFs ohne Probleme aufnehmen können.

 

Auf politischer Ebene setzten wir uns bereits im Frühjahr bei verschiedenen Stadträten für eine Aufnahme von Geflüchteten von den griechischen Inseln ein. Die Zahl der 47 jungen Geflüchteten, die im April 2020 im gesamten Bundesgebiet aufgenommen wurden, war angesichts der ausweglosen Situation in den Lagern kaum als ernstgemeinte Hilfe einzuordnen. Dies, obwohl viele deutsche Kommunen eine große Bereitschaft zu Aufnahmen signalisiert hatten.

 

Im Herbst fand der Jugendhilfe-Fachtag „Sag mir, wer du bist! – Flucht und Identität bei jungen Geflüchteten“ pandemiebedingt online statt (siehe unten), wo auch die Problematik bei der Altersfeststellung besprochen wurde und eine weitergehende Vernetzung der Fachkräfte in diesem Bereich angestoßen wurde.