Vom 7. bis 17. Dezember 2021 fand im Köşk München die Fotoausstellung „Hate Hurts“ Europa schaut weg – Schaust du hin? statt. Die Dokumentar-Fotografin und -Journalistin Cinzia D’Ambrosi ist Aktivistin für Menschenrechte und spezialisiert auf Migration, Formen von Gewalt und Frauenrechte, und seit über 12 Jahren auf diese Weise aktiv. Das fotografische Projekt „Hate Hurts“ fand seinen Beginn im Jahr 2015. Seitdem zeichnet D’Ambrosi die Auswirkungen dieser gewalttätigen Vorgänge an den EU-Grenzen auf, von dem psychischen Schaden verursacht durch die hohen Hürden der Bürokratie, der Grenzhaft und der Ungewissheit der Situation bis hin zur Erniedrigung und den Folgen der physischen Gewalt, meist ausgetragen durch Regierungseinheiten. Das Ziel des Projekts ist es, die strukturelle Gewalt gegen Geflüchtete aufzuzeigen.

Die Ausstellung wurde narrativ und interaktiv gestaltet, mit immer wieder neuen, hinzugefügten Elementen, die die Ausstellung als Prozess darstellen, statt einer finalen Gegebenheit. Neben Workshops und Vorträgen, wurde eine interaktive Karte Europas zum Ort des Reflektierens gestaltet, in dem man positive, sowie auch negative Erfahrungen eintragen und somit die eigene Spur von Schmerz oder Freude hinterlassen konnte. Die ganze Konstellation der Installationsformen – Fotografien, kontextualisierende Beschreibungen, Vorträge, Workshops, die Karte – hat den aktiven Austausch der Besucher:innen mit anderen, aber auch mit sich selbst und den eigenen Erfahrungen und Privilegien gefördert, und zur Reflektion und Analyse der verschiedenen Aspekte der Migration eingeladen. Die Auseinandersetzung mit den Lebensrealitäten von flüchtenden Personen hatte als Ziel gewiss einen Bildungscharakter, aber vor allem die Humanisierung der abgebildeten Personen, derer sie von Seiten der brutalen EU-Grenzpolitik beraubt wurden, sobald ihr Status zu „Migrant:innen“ wechselte.
„Hate Hurts“ ist ein Projekt, das verdeutlicht, wie die vielschichtige strukturelle Gewalt gegenüber Geflüchteten nicht nur die Personen selbst angreift, sondern auch die Standbeine der Menschenrechte verletzt. Obwohl die Fotografien der Gewalt und Menschenrechtsverletzungen schon Jahre her sind, ist der perpetuierte und perpetuierende Zyklus von asymmetrischen Machtverhältnissen und Diskriminierung 1:1 übertragbar auf die aktuellsten Geschehnisse an der polnisch- belarussischen Grenze. Die Aktualität des Themas transzendiert ein bestimmtes Zeitintervall und geographische Merkmale.

Bereits 2019 wollten wir die Fotoausstellung von Cinzia D´Ambrosi zeigen. Aufgrund von Corona haben wir sie verschoben. Wir waren uns auch nicht sicher, ob es im Jahr 2021 funktionieren wird, aber hatten uns entschieden, die Fotografien, die ein solch wichtiges Thema ansprechen, auszustellen. Im Dezember haben wir gemeinsam mit Mikado UmdieWelt von der IG InitiativGruppe – Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V. unser Vorhaben umgesetzt. Migration macht Gesellschaft e.V. hat am 10.12.21 den musikalischen Beitrag von BaShBozouki’s im Rahmen der Ausstellung in Kooperation mitveranstaltet.
Da aufgrund der Pandemie die Teilnahme vor Ort nur für eine begrenzte Zahl an Personen möglich war, haben wir unsere Präsenz im Internet, insbesondere durch Social Media verstärkt, um einer breiten Öffentlichkeit die Inhalte zugänglich zu machen. Das zeigte sich erfolgreich. Zudem wird aktuell noch an der weiteren Aufarbeitung der aufgezeichneten Inhalte gewirkt. Hier danken wir dem Kulturreferat der Stadt München, welches uns bei der digitalen Umsetzung unterstützt hat. Ebenso gilt unser Dank dem Bezirksausschuss 8, der die Ausstellung erst möglich gemacht hat.