Ihre Quelle für Berichte und Reportagen

Presse & Medien

Pressemitteilung: Alarmierende Zustände bei Unterbringung Geflüchteter mit Behinderung in Erstaufnahmeeinrichtung

Ein aktueller Fall verdeutlicht alarmierende Zustände in Bezug auf angemessene Pflege und menschenwürdige Behandlung Geflüchteter mit Behinderung in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Der Münchner Flüchtlingsrat ist entsetzt über die Behandlung und mangelnde Pflege für Geflüchtete mit Behinderung in den Erstaufnahmeeinrichtungen. Der jüngste Fall von Ahmed und Ali (Namen geändert) verdeutlicht eine besorgniserregende Realität, die nicht länger ignoriert werden kann. Ahmed und Ali, zwei junge Männer, die beide auf einen Rollstuhl angewiesen sind, kamen gemeinsam nach München. Ahmed kann lediglich seine Arme und Hände verwenden, während Ali komplett auf externe Unterstützung angewiesen ist. In den ersten drei Tagen in der Erstaufnahmeeinrichtung waren die beiden Männer jedoch vollständig auf sich allein gestellt. Ahmed konnte Ali nur notdürftig füttern - mehr war nicht möglich. In der ersten Nacht waren sie gezwungen, im Rollstuhl zu schlafen, da niemand sie ins Bett legen konnte. Auf ihre Nachfrage hin erklärte das Sicherheitspersonal, dass sie nicht zuständig seien und keine Erlaubnis hätten. Die beiden Männer konnten sich nicht waschen und mussten tagelang dieselben Windeln tragen. Schließlich übernahmen andere Geflüchtete sporadisch die dringend benötigte Pflege bis am vierten Tag eine Pflegeperson einmal die Pflege übernahm. In der zweiten Unterkunft wurden Ahmed und Ali für zwei Tage in einen Raum gesperrt, wobei anderen Geflüchteten untersagt wurde, ihnen zu helfen. Sie lagen beide im Bett und hatten keine Möglichkeit, in ihre Rollstühle zu gelangen. Einen ganzen Tag lang konnte Ali weder essen noch trinken, da niemand ihn fütterte. Auch die Einnahme der Tabletten gegen seine spastischen Anfälle war nicht möglich, weshalb er unter großen Schmerzen litt. Bei dem Versuch, sich selbst in seinen Rollstuhl zu hieven, um Ali zu helfen, fiel Ahmed aus dem Bett. Niemand kam ihm zur Hilfe, bis er es schließlich nach langer Zeit schaffte, in seinen Rollstuhl zu gelangen. Erst nach mehrfachem Bitten wurde den anderen Geflüchteten schließlich erlaubt, sich wieder um Ahmed und Ali zu kümmern. Nach mehreren Tagen kam eine Pflegeperson – einmal am Tag. Obwohl ersichtlich war, dass beide Männer viel häufiger Pflege brauchten. In der dritten Unterkunft eskalierte die Situation schließlich. Der Urinbehälter von Ali löste sich, wodurch er von Kopf bis Fuß völlig verdreckt war. Der Sozialdienst rief den Krankenwagen, da die Situation unerträglich geworden war. Ali und Ahmed mussten aufgrund einer Harnleiterentzündung anschließend im Krankenhaus bleiben. Dort wurde den beiden mitgeteilt, dass die Klinik nicht zuständig sei. In der Unterkunft kann die notwendige Pflege jedoch trotz intensiver Bemühungen der zuständigen Behörden und des Sozialdienstes nicht gewährleistet werden. Dieser Vorfall ist ein alarmierendes Beispiel dafür, wie Geflüchtete mit Behinderung in den Aufnahmeeinrichtungen in München vernachlässigt werden. Der Münchner Flüchtlingsrat ruft dringend dazu auf, dass sich die Strukturen und die Pflege für Geflüchtete mit Behinderung umgehend ändern müssen. Es muss sofort nach Ankunft der Pflegebedarf ermittelt und ein Transfer in eine adäquate Unterkunft gewährleistet sein, sollte die notwendige Pflege in den Erstaufnahmeeinrichtungen nicht ermöglicht werden können. Es ist inakzeptabel, dass Menschen eine derartige Behandlung erfahren, die ihrer Menschenwürde widerspricht. Es bedarf dringender Maßnahmen, um sicherzustellen, dass solche menschenunwürdigen Vorfälle in Zukunft vermieden werden und dass die Rechte und Bedürfnisse aller Schutzsuchenden respektiert werden.

Date:

3. Juli 2023

team

Tags:

Share this post: