Im vergangenen Jahr kam vermehrt das Thema psychische Erkrankungen in der Beratung auf. Durch Fortbildungen von Caritas NUR sowie Refugio wurden die beratenden Personen zu diesem Thema sensibilisiert. Dadurch wurden Erkrankungen frühzeitig erkannt und Rücksicht darauf genommen. Wenn notwendig wurden diese auch angesprochen. Dies hatte zur Folge, dass mehrmals geflüchtete Personen aufgrund akuter Suizidalität direkt aus dem Beratungssetting in Rücksprache mit dem psychiatrischen Krisendienst in eine entsprechende Klinik eingewiesen werden mussten.
Es gab auch vermehrt kritische Situationen, bei denen während einer Beratung per Telefon geflüchtete Personen Suizidpläne ansprachen und nicht mehr absprachefähig waren. Glücklicherweise konnte auch in diesen Fällen rechtzeitig Hilfe gerufen werden. Dies stellte für das Team jedoch eine herausfordernde und auch belastende Situation dar, die in den regelmäßig stattfindenden Supervisionen aufgearbeitet wurde.
Aufgrund der zunehmenden Anzahl an ähnlichen Fällen werden in den Beratungen fortan Flyer vom Krisendienst verteilt. Es wird auch zunehmend Rücksprache mit den Sozialdiensten in den AnkER-Dependancen gehalten, um zukünftigen Krisen vorzubeugen.
Leider kam es 2023 bei einer von uns beratenen Person zu einer versuchten Abschiebung aus der geschlossenen Station einer Psychiatrie. Dies stellt nicht nur eine extreme Belastung für die betroffene Person dar, sondern hat auch zur Folge, dass das Vertrauen in die Kliniken nachhaltig beschädigt ist. Glücklicherweise konnte die Abschiebung nicht vollzogen werden, da die Person aufgrund einer akuten Krise nicht in der Lage war, ins Flugzeug zu steigen. Jedoch sind wir erschüttert über das Verhalten der zuständigen Ärzt*innen, die den Versuch der Abschiebung ermöglichten. Bei ähnlichen Fällen liegt der Fokus daher auch auf der Aufklärung des Klinikpersonals über rechtliche Möglichkeiten, eine Abschiebung zu verhindern.