Beratung unmöglich gemacht – Zustände im AnkER Waldkraiburg untragbar

Der Münchner Flüchtlingsrat bietet mit den Infobus-Projekten niederschwellige asyl- und aufenthaltsrechtliche Beratung in den AnkER-Dependancen in München, Fürstenfeldbruck und Ingolstadt an. 2022 fuhren wir zum ersten Mal mit unserem „Infobus“, einem umgebauten Wohnmobil, nach Waldkraiburg, um hier eine entsprechende Beratung aufzubauen. Aufgrund des Zugangsverbotes zu den AnkER-Zentren für unsere Organisation ist diese Beratung bereits erschwert, doch die Zustände in Waldkraiburg machen eine unabhängige Beratung unmöglich.

„Für die Beratung ist ein enger Kontakt mit dem Sozialdienst in den Unterkünften nötig. In Waldkraiburg fehlt dieser Kontakt komplett und ist von Seiten der Behörde nicht gewünscht. Das Problem ist, dass hier der Sozialdienst von dem Landratsamt Mühldorf gestellt wird, eine Ausländerbehörde, die bei uns bereits als besonders restriktiv bekannt ist. Das führt dazu, dass die soziale Betreuung nicht funktioniert. Psychologische Angebote und Betreuungsmöglichkeiten für Kinder fehlen z.B. komplett. Die Geflüchteten fühlen sich allein gelassen“, sagt Murtaza Farooqi, der vier Monate nach Waldkraiburg mit dem Infobus gefahren ist.

Durch die mangelnde Betreuung durch den Sozialdienst, die fehlende Kooperationsbereitschaft und das Zugangsverbot für unseren Infobus ist die Beratung des Infobusses zwecklos. Die Geflüchteten wissen nicht von unserem Angebot oder können Beratungsempfehlungen nicht umsetzen, da sie vor Ort niemand unterstützt. Somit beendet der Infobus seine Beratungstätigkeit ab Januar 2023.

„Die Zustände in Waldkraiburg zeigen wieder einmal, dass das AnkER-System nicht funktioniert. Wenn nicht einmal ein Sozialdienst im Interesse der Geflüchteten handelt, ist die Isolation in Bayern auf die Maxime getrieben. Eine bundesweite Asylverfahrensberatung, wie sie im Dezember im Bundestag beschlossen wurde, ist nur ein Anfang. Die Beendigung der Isolation und somit die Schließung der Massenunterbringung im AnkER muss das Ziel sein.“, sagt Farooqi.

Pressemitteilung – Tag des Ehrenamts am 05.12.2022

Pressemittteilung

29. November 2022

Pressemitteilung zum Tag des Ehrenamts am 5. Dezember 2022

Zusammen engagiert für Geflüchtete – Wir bedanken uns herzlich!

Fast ein Jahr ist es her, dass uns die erschreckende Nachricht von Russlands Angriffskrieg auf
die Ukraine erreicht hat.
Für viele Menschen war dieser Krieg und die damit einhergehende Fluchtbewegung der
ausschlaggebende Punkt, etwas Sinnstiftendes in dieser Situation tun zu wollen und
zumindest den Menschen, die vor diesem grausamen Krieg fliehen mussten, zu helfen.
In diesen schwierigen Zeiten nicht den Kopf in den Sand zu stecken, aufzustehen und
mitzumachen verdient Respekt.
Es ist wichtig, dass wir Geflüchtete, die aus anderen Regionen nach Deutschland kommen,
nicht vergessen. Es erreichen uns geflüchtete Menschen aus verschiedensten Ländern. Viele
von ihnen leben seit Jahren auch bei uns in München, teils in Gemeinschaftsunterkünften
ohne Privatsphäre und suchen seit mehreren Jahren eine Wohnung.
Hier kommen unsere Ehrenamtlichen von der Wohnberatung ins Spiel. Jede Person, die
schonmal eine Wohnung in München gesucht hat, weiß wie schwer und ermüdend die Suche
sein kann. Besonders, wenn man kein hohes Einkommen hat und oft leider immer noch mit
Rassismus zu kämpfen hat. Unsere Ehrenamtlichen setzen ihre Freizeit ein, um sich
gemeinsam mit Geflüchteten mit dem Thema Wohnen in München zu beschäftigen.
„Als Kind von Migranten habe ich erlebt, wie schwierig es sein kann „alltägliche“ Dinge zu
erledigen wegen sprachlichen oder kulturellen Barrieren. Meine Familie konnte durch die
Hilfe anderer Fuß in die Gesellschaft fassen und durch den Münchner Flüchtlingsrat hoffe ich
das auch zurückzugeben“ erzählt Liyan, Architekturstudentin, ehrenamtlich aktiv beim
Unterlagencheck-Wohnberatung für Geflüchtete.

Ehrenamtliches Engagement ist nicht nur eine Unterstützung für Benachteiligte, sondern trägt
auch zum Abbau von Vorurteilen und Stereotypen und damit zu einer respektvolleren,
offeneren und solidarischen Gesellschaft bei.

„Der Münchner Flüchtlingsrat übernimmt für Geflüchtete UND für unsere Gesellschaft
wesentliche Aufgaben. Als Ehrenamtler kann ich meinen kleinen Beitrag leisten.“, so
Wolfgang Gretscher, aktiv bei grenzfrei, dem Podcast des Münchner Flüchtlingsrats.
Wir möchten uns heute herzlichst bei allen bedanken, die Menschen, die in Deutschland
Sicherheit, Schutz und Freiheit suchen, unterstützen.

Am 15. Januar 2023 können Sie sich an unserem Infostand auf der Münchner Freiwilligen
Messe über die Engagementmöglichkeiten informieren.

 

 

Pressemitteilung_TagdesEhrenamts22

Pressemittteilung zum internationalen Tag des Ehrenamtes zieht der Münchner Flüchtlingsrat eine Bilanz (05.12.2019)

Oft werden Menschen, die Geflüchtete ehrenamtliche unterstützen, von Politiker*innen kriminalisiert, eingeschüchtert und etwa als Antiabschiebehelfer*innen bezeichnet.
Trotz oder gerade wegen der politischen Lage kamen auch dieses Jahr monatlich im Schnitt 10 neue Interessent*innen zu unseren Erstinfoabenden für ehrenamtliches Engagement im Bereich Flucht.
Wir sind seit über 30 Jahren der Ansprechpartner* für ehrenamtliches Engagement im Bereich Flucht.
2019 sind 1400 Ehrenamtliche bei uns angebunden und werden durch den Münchner Flüchtlingsrat unterstützt.
Die engagierten Freiwilligen treten in ihrer freien Zeit für die Rechte der geflüchteten Personen ein und tragen mit ihrem Engagement zu einer solidarischen und offenen Stadtgesellschaft bei.
Auch wenn die Politik ihre Arbeit erheblich erschwert und die Anstrengungen oft aussichtslos erscheinen.
Es wird den Engagierten z.B. der Zugang zu den sog. AnkER-Zentren verwehrt, wenn sie die dortigen Bewohner*innen untersützen möchten.
Wir sehen, dass geflüchtete Menschen, welche von engagierten Personen unterstützt werden dadurch oft zu ihrem Recht kommen und durch integrative Unterstützung etwa einen alternativen Aufenthalt erhalten, der ihnen sonst verwehrt geblieben wäre.
„Erst im letzten Austauschtreffen mit den Mentor*innen der Münchner Mentoren berichtete eine sehr engagierte Mentorin von ihren großartigen Erfolgen, die sie nach monatelanger Anstrengung erlangt hatte.“ , berichtet Elif Beiner, Ehrenamtskoordinatorin des Münchner Flüchtlingsrates.
In diesem Sinne will sich der Münchner Flüchtlingsrat e.V. zum heutigen Tag des Ehrenamts bei all den Freiwilligen* bedanken, die unsere Arbeit unermüdlich unterstützen und die Politik dazu auffordern das Engagement der Ehrenamtlichen anzuerkennen und die Situation für die Engagierten sowie der geflüchteten Personen zu erleichtern statt zu erschweren.
Bei Rückfragen:
Elif Beiner, Adam Yamani Gemeinsam Aktiv-Münchner Flüchtlingsrat e.V.
Tel: 0151/15151835 aktiv@muenchner-fluechtlingsrat.de